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Impact of Pubertal Stage at First Drink on Adult Drinking Behavior


PD Dr. rer. nat. Miriam Schneider, Diplom-Psychologin
(Letztautorin der Originalarbeit)
Preisträgerin des Wilhelm Feuerlein Forschungspreises 2014 zur Bevölkerungsepidemiologie

Die Pubertät, die Entwicklungsphase in der Jugendliche ihre Geschlechtsreife erlangen, gilt als besonders sensibel, da sich in diesem Zeitraum vielfältige neurobiologische Prozesse im Gehirn abspielen. Genau in dieser Phase wirken Substanzen wie zum Beispiel Alkohol besonders schädlich und können das sich noch in der Reifung befinde Gehirn nachhaltig beeinträchtigen. Suchterkrankungen können eine Folge hiervon sein.

Es gibt bereits Hinweise aus der Forschung, daß das Alter in welchem Alkohol zum ersten Mal konsumiert wird einen deutlichen Einfluß auf das Trinkverhalten im weiteren Leben hat. Allerdings ging man bisher davon aus, daß je eher im Leben der Erstkontakt mit Alkohol erfolgt, desto schlimmer die möglichen Langzeitfolgen. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen nun ein erhöhtes Risiko für Alkoholmißbrauch bei Jugendlichen, die im Zeitraum der pubertären Entwicklung mit dem Trinken begannen. Riskant ist daher nicht nur ein früher Alkoholkonsum an sich – die Pubertät stellt eine besonders kritische Phase dar. Da der zeitliche Verlauf der Pubertät nicht allein vom biologischen Alter abhängt und zudem bei Mädchen und Jungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten einsetzt, ist die Pubertät ein besserer Indikator für die mögliche Entwicklung von Alkoholproblemen als die Orientierung am Alter.

Für die Studie wählten wir einen translationalen Ansatz und verglichen Daten einer epidemiologischen Langzeitstudie mit tierexperimenteller Forschung zum Trinkverhalten. Zum einen wurden Daten der „Mannheimer Risikokinderstudie“ verwendet, hier wurde eine Kohorte von Kindern von der Geburt bis zum Erwachsenenalter begleitet und in regelmäßigen Abständen untersucht. Durch Interviews und Fragebögen wurden die Teilnehmer zusätzlich im Alter von 19, 22 und 23 zu ihrem Trinkverhalten befragt, hinsichtlich der Anzahl der Tage an denen getrunken wurde, zur konsumierten Alkoholmenge sowie zu besonders starkem Alkoholkonsum. Bei diesen Kindern wurde nun unterschieden ob sie ihr erstes alkoholischen Getränk vor oder nach Beendigung der Pubertät konsumiert hatten und inwiefern sich dies auf das Trinkverhalten im Erwachsenenalter auswirkt. Parallel dazu wurde Labornagern entweder in der Pubertät oder im Erwachsenenalter freier Zugang zu alkoholischen Lösungen gewährt und die Auswirkungen dieser Erfahrungen auf den späteren Alkoholkonsum der Tiere untersucht. Es zeigten sich nun in beiden Untersuchungen sehr ähnliche Effekte. Die Humanstudie ergab, daß Probanden die zum ersten Mal während der Pubertät Alkohol konsumierten als junge Erwachsene auch weiterhin einen erhöhten und auch problematischen Alkoholkonsum aufweisen, im Vergleich zu denjenigen die erst nach der Pubertät den Alkoholkonsum initiierten. Dieser Befund wurde durch die Tierstudie unterstützt. Auch hier fand sich ein verstärkter Alkoholkonsum im Erwachsenenalter nur bei Tieren welche während der Pubertät Zugang zu Alkohol hatten.

Unsere Studie identifiziert demnach die Pubertät als spezielles Risikofenster, wenn es um den ersten Alkoholkonsum geht. Die Ergebnisse der Studie sind daher von großer Relevanz für die Konzeption von Interventionsprogrammen und zeigen die Wichtigkeit einer Verzögerung des Einstiegsalters beim Alkohol als zentrales Präventionsziel auf.

In zukünftigen Studien wollen wir uns gezielt mit der Klärung der neurobiologischen Mechanismen befassen die dieser erhöhten Vulnerabilität gegenüber Alkoholerfahrungen während der pubertären Entwicklung zugrunde liegen.