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Nachbericht Meditation & Wissenschaft 2010

26./27. November 2010

Meditation & Wissenschaft 2010: Interdisziplinärer Kongress zur Meditations- und Bewusstseinsforschung

Vom 26.-27. November 2010 fand der von der Oberberg Stiftung Matthias Gottschaldt gemeinsam mit der Identity Foundation organisierte erste Interdisziplinäre Kongress zur Meditations- und Bewusstseinsforschung im Atrium der Deutschen Bank in Berlin statt. Wie wichtig und vor allem relevant diese erste interdisziplinäre Gesamtschau in Deutschland ist, zeigte sich an der starken Resonanz, die der Kongress fand, denn mit 500 Teilnehmern war die Veranstaltung restlos ausverkauft. Das Interesse war so groß, dass zum Anmeldungsende hin sogar vereinzelt Absagen erteilt werden mussten. Wir bitten ausdrücklich um Entschuldigung für entstandene Unannehmlichkeiten und werden die Organisation des bereits geplanten nächsten Kongresss optimieren.

Die Vortragsfolien des Kongresses sind online hier verfügbar. Die Vorträge als Audio und Video werden dort ebenfalls kostenlos zur Verfügung gestellt.

Zu einigen Pressestimmen und zur Bildergalerie gelangen Sie hier.

Ein Meilenstein der Bewusstseinsforschung
Seit mehreren Jahrzehnten tastet sich die akademische Bewusstseinsforschung an das Thema Meditation heran und eruiert, welche grundlegenden Prinzipien und Wirkungsweisen für die in den verschiedenen spirituellen und kulturellen Traditionen vermittelten Achtsamkeitspraktiken zentral sind. Die zahlreichen renommierten Wissenschaftlern des Kongresses zeigten in ihren Beiträgen auf, wie Neurowissenschaften, Psychologie, Medizin, Philosophie und Religionswissenschaft aus ihren unterschiedlichen Blickwinkeln eine Gesamtperspektive entwickeln, die sowohl der mystischen Dimension spiritueller Praxis gerecht wird als auch Wege aufzeigt, die positiven Wirkungen von Meditation im Rahmen eines rational-modernen Welt- und Menschenbildes zu integrieren.

So beschrieb Prof. Dr. Dieter Vaitl (Direktor des Bender Institute of Neuroimaging der Universität Gießen), wie die Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten mit zahlreichen Grundlagenstudien eine Brücke baute zur Objektivierung spiritueller Phänomene. Dr. Ulrich Ott (Bender Institute of Neuroimaging, Universität Gießen) und Dr. Britta Hölzel (Massachusetts General Hospital and Harvard Medical School, Boston) zeigten auf, welche nachweisbaren Spuren Meditation im Gehirn hinterlässt. Prof. Dr. med. Tobias Esch (Studiengang der Integrativen Gesundheitsförderung, Hochschule Coburg, Neuroscience Research Institute, State University of New York), Prof. Dr. med. Götz Mundle (Ärztlicher Geschäftsführer Oberbergkliniken und Chefarzt der Oberbergklinik Berlin/Brandenburg) und Prof. Dr. Stefan Schmidt (Leiter der Akademischen Sektion Komplementärmedizinische Evaluationsforschung, Universitätsklinikum Freiburg) beleuchteten medizinische Wirkungen von Meditation, die von der Stärkung des Immunsystems vermittels zellulärer Mechanismen über die Verbesserung der Resilienz bei chronischen Schmerzpatienten bis hin zur Entwicklung innovativer Therapiekonzepte bei der Behandlung in Feldern wie Sucht und Burn-out reichen.

Der Philosoph Prof. Dr. Thomas Metzinger (Philosophisches Seminar der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz) und der Religionswissenschaftler Prof. Dr. Michael von Brück (Ludwig-Maximilians-Universität München, Interfakultärer Studiengang Religionswissenschaft) unterzogen die Bewusstseinstheorien der spirituellen Traditionen einer kritischen Betrachtung und zeigten neue Verstehensperspektiven auf, die es ermöglichen, Meditation als konstruktive Kulturtechnik in die alltägliche Lebenswelt zu integrieren. Prof. Dr. Tania Singer (Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig) griff diesen Faden mit ihren Forschungen zur Empathieentwicklung auf und illustrierte die Relevanz von Einfühlung und Mitgefühl in modernen Gesellschaften. Auch Prof. Dr. Dr. phil. Harald Walach (Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften, Europa Universität Viadrina, Frankfurt Oder) spannte einen Bogen zur Praxis und stellte zwei Projekte vor, welche die positiven Impulse von Meditation beim Stressmanagement in Universität und Arbeitswelt illustrierten.

Dr. Peter Malinowski (School of Natural Sciences and Psychology, Liverpool John Moores University, Liverpool, UK) schließlich plädierte für ein neues Konzept des Wohlergehens, das psychische Balance nicht allein an der Abwesenheit von seelischen Störungen festmacht, sondern Achtsamkeitspraktiken als Weg zur Entfaltung des vollen menschlichen Potenzials positioniert. Den Weg zur Praxis wies der Benediktiner und Zen-Meister Willigis Jäger ganz konkret mit der von ihm entwickelten Perspektive der West-Östlichen Weisheit, die sich als Übungsweg versteht, der Mystik und Alltag konstruktiv verbindet.

In der von Gert Scobel moderierten Panel-Diskussion, an der neben den Wissenschaftlern auch der Journalist Ulrich Schnabel (Die Zeit) teilnahm, der seit Jahren die Meditationsforschung aus einer Metaperspektive publizistisch begleitet, zeigte sich, wie sich die Impulse der verschiedenen Fachdisziplinen zu einem Gesamtbild verdichten und gesellschaftliche Geltungskraft beanspruchen.

Dr. med. Edda Gottschaldt (Medizinische Leiterin Oberbergkliniken, Stifterin Oberberg Stiftung Matthias Gottschaldt, Gründerin Oberberg Akademie) vertrat als Ärztin die praktische Seite der Meditation und die der Gefühle. Sie stellte die Anerkennung dessen, was ist in den Fokus, verlangte unangenehme Dinge anzuschauen und anzunehmen bevor Heilung geschehen könne. So könne man zu einer nüchternen Erkenntnis der Welt kommen. Man gehe aus der Wertung heraus und nehme die Welt so, wie sie ist.

Übersicht Redner Meditation & Wissenschaft 2010
Prof. Dr. Dieter Vaitl
Director Bender Institute of Neuroimaging, Universität Gießen

Dr. Ulrich Ott
Bender Institute of Neuroimaging, Universität Gießen

Prof. Dr. med. Tobias Esch
Hochschule Coburg, Neuroscience Research Institute, State University of New York

Prof. Dr. Tanja Singer
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig

Dr. Peter Malinowski
School of Natural Sciences and Psychology, John Moores University, Liverpool

Dr. Britta Hölzel
Massachusetts General Hospital und Harvard Medical School, Boston, USA

Willigis Jäger
Benediktiner und Zen-Meister, Willigis Jäger Stiftung

Prof. Dr. Stefan Schmidt
Leiter der Akademischen Sektion Komplementärmedizinische Evaluationsforschung, Universitätsklinikum Freiburg

Dr. med. Edda Gottschaldt
Medizinische Leiterin der Oberbergkliniken, Stifterin der Oberbergstiftung, Gründerin der Oberberg Akademie

Prof. Dr. med. Götz Mundle
Ärztlicher Geschäftsführer der Oberbergkliniken und Chefarzt der Oberbergklinik Berlin/Brandenburg

Prof. Dr. Dr. phil. Harald Walach
Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften Europa Universität Viadrina, Frankfurt

Prof. Dr. Thomas Metzinger
Philosophisches Seminar der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

Prof. Dr. Michael von Brück
Ludwig-Maximilians-Universität München

Paul J. Kohtes
Management-Coach, Zen-Lehrer

Ulrich Schnabel
Journalist, Die ZEIT

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